Tag 7: von Gernika nach Bilbao (31 km)

Start in der JH war 7.30 Uhr. Wieder waren fast alle Pilger bereits ausgeflogen. Einige von ihnen hatten sich heute Bilbao zum Ziel gesetzt – 31 km. Und das bei 27 Grad und Sonne. Unabhängig davon, dass die meisten Pilger schon gegen 7 Uhr starten, lässt sich diese lange Etappe bei den Temperaturen auch nicht meistern. Wir wandern übrigens ca. 4 km in der Stunde. Mehr ist mit Gepäck und dem Streckenprofil nicht möglich.

Blick zurück nach Gernika

Mit müden Beine ging es die ersten 4 km wiedermal steil bergan. Der Blick zurück auf Gernika entschädigte den Anstieg etwas.

Es gibt Menschen, die anderen Leuten Freude schenken. Zum Beispiel standen heute mehrere solcher Tische am Wegesrand. Dankbar haben wir das Angebot mit frisch aufgeschnittener Melone angenommen.

Verpflegung am Wegesrand

Und es gibt Menschen, die nur durch einen Blick Freude schenken können. So geschehen heute mitten im Wald, als wir ein älteres Pilgerpärchen überholten. Im krassen Gegensatz dazu hatten wir heute Morgen eine kurze Begegnung mit einem jungen Deutschen – der die Erwähnung aber gar nicht wert ist.

Und wenn wir gerade bei Menschen sind: die baskischen Menschen entlang des Weges wirken alle sehr ernst und verschlossen. Das haben wir vor 2 Jahren anders erlebt. Aber natürlich gibt es auch hier freundliche Menschen…

Auch auf dieser Etappe gab es keine Einkaufs- und Einkehrmöglichkeit. So mussten uns Obst und Fruchtriegel reichen. Trinkwasser kann man dagegen öfter an kleinen Wasserstellen zapfen, die in der Nähe von vereinzelt stehenden Wohnhäusern installiert sind. In unserer Offline-Karte von OpenStreetMap kann man die Wasserstellen auch vorher schon finden. Wer oft im Wald unterwegs ist, sollte sich diese kostenlosen Karten, die viel genauer als Google Maps sind, anschauen.

Ein Problem sind auch auf diesem Camino die Hofhunde. Es gibt einige, die nur faul rum liegen, andere, die dich aufmerksam beobachten, wenn du am Grundstück entlangläufst – und dann gibt es vor allem die kleinen Möchtegernhunde, die mit ihrem Gekläffe nerven und dich verfolgen. Es gibt wohl kaum ein Patentrezept. Wir halten unsere Stöcke fest am Körper und versuchen ohne Blickkontakt vorbei zu kommen. Heute misslang dies. Der Köter verfolgte uns zähnefletschend und sehr aggressiv. Unsre Stöcke dienten als Abwehrschild und unser Anschreien hat irgendwann zum Glück geholfen. Ein spanisch-deutsches Mädelspärchen musste sich richtiger Beißattaken erwehren. Alle Pilger, mit denen wir heute sprachen, konnten das gleiche Lied singen…

Wir kämpften uns Kilometer für Kilometer voran. Nach 17 km kamen wir nach Larrabetzu, einem kleinen netten Städtchen. Ein kühles Getränk gab’s zur Erfrischung und Pläne wurden auch mit anderen Pilgern geschmiedet, wie der Tag weiter geht. Da der Weg nach Bilbao ab hier durch Industrie- und Gewerbegebiete führt, haben wir uns die restlichen Kilometer geschenkt.

Marktplatz im süßen Örtchen Larrabetzu

Mit dem Bus ging es also die 14 km nach Bilbao Zentrum (für 1,30 Euro p. P.). Frohen Mutes, wenn auch fußlahm, ging es auf direktem Weg in die Touristinfo. Wer denkt, dass ein Touristenbüro Übernachtungmöglichkeiten vermitteln kann (wie z. B. in Erfurt), der ist in Bilbao schlecht aufgehoben. Hier gibt es pikfeine Computertechnik in einer durchgestylten Halle, einen Zettel mit allen Hotels, Hostels und Pensionen, den Hinweis auf das freie WLAN und die Bitte, man möge sein Zimmer selbst reservieren. Und ne Toilette gab es auch nicht… Mächtig genervt griff Carsten zum Handy und buchte kurzerhand online eine Pension. Pilgerherbergen können übrigens weder im Vorfeld reserviert noch für länger als 1 Nacht genutzt werden (außer bei Krankheit). Und da wir Bilbao näher kennenlernen wollen, brauchten wir eine Alternative – und die ist sehr nett ausgefallen.

Pension für 2 Nächte in Bilbao

Der Tag Pause morgen wird hoffentlich reichen, um Carsten wieder auf die Beine zu bringen – sowohl die Knie als auch eine Blase am Fuß brauchen etwas Ruhe und Pflege. Ohne Kreuzbänder und Menisken läuft man quasi stets auf Felge…

Gerade geht ein Gewitter über Bilbao nieder. So können wir heute wohl erst nach 20.30 Uhr zum Essen – wie die Spanier im Regelfall. Das ist für Pilger manchmal problematisch, wenn man in einer Pilgerherberge übernachtet und diese um 22 Uhr schließt. Im Normalfall ist man aber auch so platt, dass man freiwillig um 22 Uhr im Bettchen liegt.

Distanz: 17 km / Höhenmeter: 629 m / Laufzeit: 03:48

Eine Antwort auf „Tag 7: von Gernika nach Bilbao (31 km)“

  1. Liebe Martina, lieber Carsten,

    vielen Dank für die tollen Berichte! Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es anfangs recht beschwerlich gewesen ist, der Regen, die matschigen Wege, Blasen an den Füßen…Aber ihr meistert das alles ganz toll, habt interessante Begegnungen und wunderschöne Landschaften.
    Wir wünsche euch weiterhin einen Guten Weg, bleibt gesund!

    Liebe Grüße
    Heike und Sabrina

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