Teil 1 – von Frankleben nach Eckartsberga – Oktober 2016

Im Oktober 2016 starteten wir unsere gemeinsame Pilgerreise auf dem Ökumenischen Pilgerweg.

An einem Freitagabend kamen wir in Frankleben in der Nähe von Merseburg an. Wir wurden vom Schlossherrn, Dr. Franz Pacher von Theinburg, ein Adliger aus Östereich, sehr herzlich begrüßt. Der Graf erwarb über ebay das Schloss 2007 und renoviert es seit dem Stück für Stück. Die Pilgerherberge befindet sich im ehemaligen Schweinestall und ist sehr liebevoll möbliert.

Nach einer kühlen aber guten Nacht sind wir bei strömendem Regen erwacht. So genossen wir ein sehr ausgedehntes fürstliches (oder besser gräfliches) Frühstück.

Als der Regen (leider nur vorübergehend) etwas nachließ, starteten wir unser Abenteuer. Entlang einer vielbefahrenen Schnellstraße und unter den mitleidigen Blicken der Autofahrer (es hatte schon wieder angefangen zu schütten) führte uns der gut ausgeschilderte Weg zum Großkaynaer See. Durch dichten Regen haben wir leider einen Abzweig verpasst und als uns Hilfe in Form eines älteren Radfahrers nahte, glaubten wir natürlich an seine Wegbeschreibung. Angela meinte noch: „Martina, Du hattest Recht. Wenn Du Hilfe brauchst, ist Jakobus zur Stelle.“ Diese Beschreibung führte uns allerdings weit weg von unserem Pilgerweg. Als wir den Irrtum endlich feststellten, wurden wir zu einem ca. 11 km langen Umweg gezwungen. Diese kamen dann zu unserer ursprünglichen Distanz von ca. 20 km hinzu. Irgendwann sprachen wir nicht mehr, keiner sagte einen Ton. Jeder trottete vor sich hin, ermüdet, gefrustet und genervt. Aber irgend einer stimmte ein Lied an. Wir anderen stimmten ein und schon war die Freude zurück und der Umweg bald Geschichte.

Nach einer langen, sehr harten Tour sind wir Abends in Freyburg angekommen, wo wir in der Pilgerherberge unser Quartier bezogen, eine Dusche nahmen, unsere Wunden leckten und beim Griechen unseren Eiweißbedarf auftankten.

Der zweite Tag führte uns nach einem Frühstück und einem Pilgersegen der Wirtin von Freyburg nach Punschrau – ca. 20 km. Da Martina der Weg ja sehr gut bekannt ist, bestand die Gefahr des Verlaufens nicht und wir genossen die Wanderung alle drei. Ein Abstecher beim Weingut Klinger (kurz vor dem Blütengrund) ist ein Muss, ebenso der Naumburger Dom (für Pilger eintrittfrei). Nach dem anstrengenden Tag zuvor wurden unsere Beine am Ende dieser Etappe doch mächtig müde und wir waren sehr froh, schon fast bei Sonnenuntergang die Herberge in Punschrau zu erreichen. Ein einfaches selbst gekochtes Nudelgericht und ein Fläschchen Wein hatten wir uns verdient.

Am Morgen des 3. Tages verließen wir bei stark bewölktem Himmel Punschrau in Richtung Eckartsberga. Die 11 km bis zum Bahnhof sollten doch zu schaffen sein. Aber einsetzender Regen und Angelas Hüfte hinderten uns daran, den Weg zu genießen. Angela mit letzter Kraft, aber heilfroh und glücklich erreichten wir zusammen den Bahnhof, wo der Zug uns nach Erfurt zurückbrachte.

Fazit: Auch wenn sich die erste Pilgertour doch noch sehr nach Wandern anfühlte: Pilgern ist spannend, manchmal anstrengend – vor allem im Regen, mit Stöcken etwas leichter, eine tolle Erfahrung aber allemal und Jakobus ist immer dabei. Auch wenn keine von uns gläubig ist, waren wir von diesem alten Weg und vor allem dem Pilgersegen in Freyburg doch etwas berührt.