Teil 5 – von Görlitz nach Kamenz im Juli 2021

Da sind wir nun. In Görlitz. Am Beginn des Ökumenischen Pilgerweges.

Wär hätte das vor 5 Jahren gedacht, als wir mal das Pilgern zu dritt ausprobieren wollten…

Am 16. Juli 2021 war es dann soweit. Mit dem Zug ging es am Vormittag ab Erfurt los.

Aber bevor es mit dem Pilgern richtig los ging, haben wir uns Görlitz angeschaut – eine tolle Stadt – die private Stadtführung hat sich in jedem Fall gelohnt. In der Kirche St. Peter und Paul hatten wir ein Date mit dem Domkantor, der uns netterweise auf seiner Sonnenorgel eine Kostprobe gab. Wir durften bei einer Probe für den kommenden Tag kurz lauschen.

1. Etappe: von Görlitz nach Buchholz

Dauerregen war für den Tag vorhergesagt. Daher starteten wir unsere 1. Etappe zeitig am Morgen nach einem leckeren Frühstück in der PEREGRINUS CVJM Herberge in Görlitz. Diese einfache und günstige Herberge hatten wir fast allein für uns. Das Heilige Grab hatte leider am Morgen noch geschlossen.

Bis Mittag hielt sich der Regen zurück. Ein Gewitter auf offenem Feld veranlasste uns aber dann am Mittag, die letzten 200 m mit Gepäck rennend in einer offenen Kirche Unterschlupf zu finden.

Das letzte Drittel dieser 29 km-Etappe liefen wir dann durch Regen, nasse Schuhe inklusive. Als wir dann nach 20 min. Warten endlich in die Alte Schule in Buchholz eingelassen wurden, waren wir sehr froh, die nassen Sachen trocknen und die leeren Bäuche füllen zu können. Der Kühlschrank in dieser Pilgerherberge war gut bestückt. Auf den Hochzeitstag von Angela konnten wir sogar mit Sekt anstoßen.

2. Etappe: von Buchholz nach Bautzen

Mit noch leicht nassen Schuhen, aber gut erholt, ging es an diesem sommerlichen Morgen nach einer kurzen Führung in der Pfarrkirche weiter.

Die starken Regenmengen der letzten Tage hatten die Flusspegel ansteigen lassen und manche Wegabschnitte in Rutschbahnen verwandelt. Nach 27 km sind wir in Bautzen einmarschiert. Hier erwartete uns eine kleine Ferienwohnung mitten in der sehr schönen Altstadt, da noch nicht alle Pilgerherbergen coronabedingt auf hatten. Ein toller Abend entschädigte für so manche Strapaze.

3. Etappe: von Bautzen nach Crostwitz

Bautzen steht natürlich auch für die traurige Geschichte vieler zu unrecht verurteilter Menschen zu DDR-Zeiten (und auch davor), die unter unwürdigen Bedingungen in diesem Stasi-Knast weggesperrt waren. Und wenn wir schonmal hier sind, … Das Thema beschäftigte uns dann auch noch die ersten Kilometer unseres Weges.

Die 19 km am 3. Tag verliefen leider fast ausschließlich über Aspaltstraßen, was sehr ermüdend war. Aber als dann Monikas Pilgerherberge in Crostwitz in Sichtweite kam, war alles gut. Monika kenne ich seit vielen Jahren von unseren jährlichen Herbergselterntreffen. Sie ist als Radiomoderatorin beim MDR „Sorbisches Radio“ voll berufstätig und hatte vor vielen Jahren mit ihrem Mann die Idee für diese Herberge. Leider verstarb er kurz danach, aber Monika führte sie weiter – mittlerweile mit Unterstützung durch Maria, eine ehemalige Pilgerin, die hier ein neues Zuhause und eine neue Aufgabe fand sowie von Friedrich – ein Hospitalero. Dem Aufruf von Monika im Frühjahr 2021 folgten viele Bewerbungen. Der Abend verlief mit gemeinsamen Abendessen (Kartoffeln und Quark) und interessanten Gesprächen, Monika gesellte sich nach Arbeitsschluss auch noch zu uns.

4. Etappe: von Crostwitz nach Kamenz

Nach einem köstlichen Frühstück und Monikas Pilgersegen führte uns der letzte Teil des diesjährigen Weges am sehr beeindruckenden Kloster Marienstern mit Abstecher in den Kräuterladen vorbei. Auch diese 16 km waren landschaftlich schön, vom Weg her aber asphaltlastig. In Kamenz ging es mit einer Stärkung in den Zug nach Hause. Aber schon während der Rückfahrt wurde schon der Termin fürs nächste Jahr festgezurrt.

Fazit:

Warum pilgert Ihr? Diese Frage von Monika brachte uns zum Nachdenken. Ganz sicher nicht aus religiösen Gründen – das sind auch laut Monika die wenigstens Pilger – aber sicher auf der Suche nach Etwas. Der Suche nach Ruhe, Entspannung vom Alltag, Zeit, die wir zusammen genießen, Gespräche und Gedanken, die unterwegs so kommen (und gehen)… Gepaart mit der einfachen Art zu Reisen: ein Bett (und meist eine Dusche) direkt am Weg, eine gelbe Muschel, der man nur folgen muss.

Fest steht, wir gehen weiter…