Tag 7 – von Cuerres nach La Isla (27 km)

Abschied von Jolanda

Nach einem sehr schönen Abend mit unseren 3 Mitpilgern und einem perfekten Frühstück begann der Tag mit strömendem Regen. Abwarten war keine Alternative. Die Prognose war nicht erbauend. So packten wir uns in unsere Capes und stiefelten los. Die Amis waren schon gestartet, Roswitha holten wir nach ein paar Minuten ein. Nach 6 km schlammigen knöcheltiefen Wegen kamen wir im Städtchen Ribadesella an, machten kurz Rast und überlegten das 1. Mal, den Bus zu nehmen.

Aber wir verschoben die Entscheidung bis in den nächsten Ort, San Esteban.

13 km hatten wir rum, die Hälfte der Tagesdistanz. Der Regen hatte fast aufgehört, dafür war der Energietank leer. Ein Stopp in der örtlichen Herberge, ne Cola und aufbauende Worte von Hospitalera und Ehefrau ließen uns den Weg fortsetzen. Und wir wurden belohnt: mit zwei sehr schönen Dörfchen und interessanten Einblicken.

Die Waschstelle im Dorf
Maisspeicher

Diese für Asturien typischen quadratischen Maisspeicher – Hórreos genannt – sind oft so groß, dass sie heutzutage sogar als Wohnraum dienen, wenn sie als Speicher keine Verwendung mehr haben. In Galicien auf dem Camino Portuguese haben wir diese in länglicher Form und aus Stein schon kennengelernt.

auf dem Weg

Ein Grund fürs heutige Durchhalten waren natürlich auch die Meerblicke…

Das Ziel rückt näher

Und dann öffnete sich vor uns die Bucht von La Espasa, an derem Ende das Örtchen La Isla liegt.

Erschöpft aber sehr zufrieden kamen wir nach 27 km in unserem kleinen Hotel an. Und als erster begrüßte uns John. Er und seine Frau hatten einen Teil der Strecke mit dem Bus zurückgelegt. Es waren heute wohl ganz viele Pilger, die keine Lust auf Pilgern im Regen hatten! Stellenweise war der Weg so aufgeweicht, dass uns der Matsch bis zu den Knöcheln stand. Wir werden John und Patti  später zum Abendessen noch sehen. Vielleicht werden wir auch Roswitha treffen, die eigentlich in einem 100 m entfernt liegenden Hotel sich ein Zimmer reserviert hat.

Das Hotel ist so nett, unsere dreckigen Sachen zu waschen und zu trocknen. Das sollte man mal in Deutschland im Hotel nachfragen – da muss ich jede Socke einzeln bezahlen. Hier ist es einfach nur ein günstiger Service.

Unterwegs haben wir heute 2 Koreanerinnen bewundert. Während unsere Schuhe total dreckig vom Matsch waren, waren ihre Schuhe ganz sauber. Die Koreaner sind uns in einigen Belangen voraus.

Wir haben heute auch den obligatorischen Pilger, der den Weg als Wettrennen um Betten und die längste Tagesetappe versteht, getroffen. Auf einer Kuhwiese lies er sich weder von unserem Gruß, dem steilen nassen Hang, noch vom Kuhdung aufhalten! Drahtig hastete er wortlos von dannen. Von hinten sah er aus, als hätte er nicht mal die Zeit gehabt, die Jacke und den Rucksack richtig aufzusetzen.

Ein wenig Glück hatten wir trotz des schlechten Wetters übrigens auch. Immerhin war es ab ca. 11 Uhr bis auf vereinzelte Tropfen trocken. Als wir dann aber in unserem Zimmer das Gepäck abgelegt hatten, fing es wieder an aus Eimern zu gießen – wenn Engel reisen!