Tag 6 – von Celorio nach Cuerres (20 km)

Unsere niederländischen Freunde Josè und Ad sind ja momentan auch wieder auf einem Camino unterwegs, derzeit im Süden Frankreichs. Wohl als Inspiration hat ein Wegebetreuer dort Schilder mit Sprüchen am Wegesrand angebracht. Eine nette Idee wie wir finden. Einer davon gefiel uns besonders:

Du musst schlafen, um träumen zu können. Aber du musst aufstehen, um ihnen folgen zu können.

Nachdem das Einchecken gestern etwas schwierig verlief (das Hotel war nicht besetzt und wir fanden niemanden der Englisch sprach) war unser Aufenthalt dort sehr schön. Ein ausgiebiger Strandspaziergang am Abend hat uns beiden gut getan.

Das Gläschen Rioja im Anschluss auf unserem kleinen Balkon ebenso.

Unser Hotel in Celorio

Mit einem grauen Himmel begann der Tag, erst gegen Mittag lockerten die Wolken auf.

Nach einigen Kilometern haben wir eine deutsche Pilgerin eingeholt, mit der wir ein Stündchen zusammen liefen. Völlig ins Gespräch vertieft, verpassten wir einen Abzweig und kamen vom Weg ab. Aber da ist ja immer noch Jakobus – der uns in Gestalt eines alten Mannes den Weg zeigte. Er begleitete uns auch noch so lange, bis wir auf dem richtigen Weg waren.

Die Kirche von Barro

An unserem ersten Stopp in Niembro mit einem wunderbaren Dorfplatz mit Brunnen hat uns die Pilgerin verlassen. Sie ist seit kurzem Rentnerin und läuft ihren ersten Camino.

Dorfplatz mit Brunnen in Niembro
Küstenblicke

Nachdem uns der gestrige Tag so schwer gefallen ist und wir das Gefühl hatten, nicht voran zu kommen, waren wir heute schon in 4 Stunden Laufzeit an unserem Ziel. Abgesehen von den ersten 7 km, bei denen wir immer wieder herrliche Aussichten aufs Meer hatten, ging es den Rest des Weges durch Wälder immer entlang der wenig befahrenen Eisenbahnstrecke.

In Cuerres besuchten wir zuerst mal die Dorfbar. Hier bekamen wir von einem sehr freundlichen Wirt ein gutes Essen. Es gab typisch asturische Küche: Fischsuppe und Schinken mit Chorizo-Wurst und Pommes.

Unser Etappenort

Mit einer Flasche Wein in den Beinen hatten wir noch 500 m bis zu unserem Quartier. Da die Tür aufgrund der Siesta noch verschlossen war, sind wir durch den offenen Hintereingang in den hübschen Innenhof und haben es uns dort gemütlich gemacht.

Unser Hotel Aldea del Trasgu

10 min. später kam die Hotelchefin, Jolanda, angerannt und entschuldigte sich für die verschlossene Tür. Da ihr Englisch nicht so gut ist, holte sie ihren 15-jährigen Sohn dazu. Zusammen klappte das Einchecken ganz schnell. Wir verstanden uns auf den ersten Blick. Jolanda hat mit ihrem Mann hier in den letzten 20 Jahren eine richtige Wohlfühloase geschaffen.

In der Zwischenzeit trudelten erst Patti und John aus Altlanta/Georgia ein und kurz darauf Roswitha, die wir schon die anderen Tage getroffen haben. Und da war es wieder: das Pilgerfeeling. Nach interessanten Gesprächen zur Verbesserung des Weltfriedens und anschließend sehr persönlichen Gesprächen sind die drei jetzt erstmal zum Abendessen gegangen. Wir haben uns für später noch verabredet.

PS. Die Geschichte mit meinen Füßen ist noch nicht beendet. Danke für den seelischen Beistand und die Tipps von einigen von Euch. Die Umsetzung der Idee, einen Feinstrumpf unter die Socke zu ziehen, gestaltet sich schwierig – in den kleinen Dörfern, die wir passieren, gab es bislang keine zu kaufen. Gestern habe ich ein paar ganz einfache Baumwollsocken erstanden. Naja, perfekt ist anders – aber es ist zumindest nicht schlimmer geworden. Fortsetzung folgt.

Ansonsten geht es uns gut. Keine Blasen, kein Knie, kein Rücken.