Tag 6 – von Vilalba nach Baamonde (ca. 20 km)

Es ist doch manchmal besser, man denkt nicht zu viel nach. Die Prognose für heute war Dauerregen bis 50l, Sturm bis 80 kmh und max. 10 Grad. Wir hatten am Abend schon über mögliche Alternativen nachgedacht: von einem Ausflug nach Lugo, eine sehenswerte Stadt in der Nähe – bis hin zum Caminoabbruch und Busfahrt nach Porto, um die restlichen Tage in Wärme und Sonne zu verbringen.

Die Entscheidung weiterzulaufen, wurde belohnt. Irgend jemand scheint Erbarmen mit uns zu haben, da wir unsere heutige Etappe mit 20 km kurz vor dem ganz großen Regengebiet vollendet hatten – außer kleineren Schauern blieb es trocken. Die 6 Grad am Morgen steigerten sich gerade mal auf 10, aber der stürmische Wind kam zum Glück erst am Ende auf.

Morgentlicher Blick zurück nach Vilalba

Meist führte der Weg heute durch kleine Dörfer oder Weiler – oft sehr ärmlich, hin und wieder aber auch sehr schön. Feld- und Schotterwege wechselten sich mit kleinen Dorfsträßchen ab.

Das kleine Hostel Ruta Esmeralda in Baamonde ist gleich neben einer Tankstelle und einem Rasthof, die auch in Spanien für sehr leckere deftige Küche bekannt sind. Nachdem wir noch trocken unser Zimmer bezogen, mussten wir kurz danach die 30 m zum Restaurant die Beine in die Hand nehmen, um nicht pitschnass zu werden.

Im Hostel sind einige Pilger, auch Henk und Lisbeth, untergekommen – auf deren Tipp wir es überhaupt erst reserviert haben. Die Pilgerherberge vor Ort mit 94 Betten in 3 Räumen waren Martina doch zu viel – zumal es morgen in Sobrado keine Alternative zur Pilgerherberge gibt.

Wir haben hier vor der Haustür die letzten 100 km vor SdC erreicht. Morgen noch, dann endet übermorgen der Camino del Norte und geht auf den hoch frequentierten Camino Frances über. Die Etappe morgen ist 42 km lang, da es unterwegs kaum Herbergen gibt bzw. diese ausgebucht sind. Aber wir werden uns mit den Holländern besprechen, wie wir es etwas verkürzen können. Henk war übrigens Dozent für Kirchengeschichte, Lisbeth Lehrerin für Kunstgeschichte. Beide sind schon so einige Fernwander- und Pilgerwege gelaufen. In Spanien ist dies ihr erster.

Baamonde ist ein kleiner verschlafener Ort, umgeben von Autobahn, Nationalstraße und Bahnstrecke – fast wie in Hermsdorf ;-). Die Nationalstraße N-634, die wir vom Beginn in Irun auf fast 700 km zigmal passiert, gequert und immer wieder begangen sind, endet hier. Komisch, dass man bei einer Straße sentimental werden kann.

Gotische Kirche aus dem 14. Jh. in Baamonde nach dem großen Regen

Bis gestern hatten wir noch gehofft, Tobi und Gabor wiederzusehen. Tobi mochte gern größere Etappen laufen, um schnell in SdC zu sein, so kann er mehr Tage bei seiner Oma, die ganz in der Nähe lebt, verbringen. Gabors Rückflug geht am 8. Juni und er wollte ohne über SdC zu gehen noch nach Finisterre weiter. Leider konnten wir uns nicht mehr verabschieden.