Tag 16: Santander und Rückkehr nach Deutschland

Nachdem es gestern noch bewölkt war, sollte heute den ganzen Tag die Sonne scheinen – und sie tat es und 25 Grad inkl. kühlem Wind gab’s dazu.

Santander ist eine Stadt mit 180.000 Einwohnern. Für mehrere Tage hat sie wirklich nicht viel zu bieten. Aber der Tag verging schnell.

Eine wunderbare Markthalle

Kathedrale
Eine Gratis-Fotoausstellung von Sebastió Salgado (Anfang dieses Jahres erst in der Kunsthalle in Erfurt zu sehen) auf einem wunderschönen Platz
Nette Skulpturen
Königspalast
Oben: Blick zurück auf die Steilküste der vorletzten Etappe
Blick auf Santander

Nun ist Zeit, Abschied zu nehmen. Unser Flieger bringt uns um 19 Uhr nach Berlin, nach Zwischenstopp sind wir dann morgen Mittag wieder in Erfurt.

Auch ist es wieder Zeit zurückzublicken:

Martina

Um so mehr ich mich die letzten Tage vor Abflug mit dem Camino beschäftigt habe, wuchs mein Respekt vor dem Weg – vor allem in Bezug auf die Höhenmeter und die Frage, ob die Knie durchhalten. Dies war auch nicht ganz unbegründet. Der Weg war um einiges schwieriger als der Camino Portuguese – auch aufgrund des Regens in den ersten Tagen. Manche berichten, dass der Norte der Schönste ist – er war auf jeden Fall toll, die vielen Kilometer am Meer waren traumhaft. Aber ich glaube, jeder Weg hat etwas Besonderes. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung. Auch bin ich sehr froh, dass wir diesen Camino wieder gemeinsam gelaufen sind. Für das Verständnis und den Kompromiss, nicht nur in Pilgerherbergen zu schlafen, bin ich meinem Mann sehr dankbar – auch wenn der Abend in Güemes in sehr guter Erinnerung bleibt.

Carsten

Es war ein landschaftlich sehr schöner Pilgerweg, viel schöner als der Camino Frances. Der Camino Norte ist aber insbesondere auf dem Abschnitt von Irun bis Bilbao sehr schwer, weil man viele Höhenmeter mit starken Steigungen und Gefälle bewältigen muss. Man sollte sich hier nicht zu viele km am Tag vornehmen und in jedem Fall trainiert sein. Es ist auf dem Camino Norte viel weniger los als auf dem Camino Frances. Das ist für mich allein Grund genug hier zu pilgern. Man muss aber auch im Juni von ca. 40 Pilgern ausgehen, mit denen man unterwegs ist. Wenn ich allein unterwegs wäre, würde ich immer empfehlen, nur in Pilgerherbergen abzusteigen. Der echte Geist des Camino ist hier durch die große Gemeinschaft leichter zu finden. Natürlich ist es als Einzelpilger auch sehr teuer, in Hotels und Pensionen abzusteigen. Hierfür muss man 50-60 € kalkulieren, während die staatlichen und kirchlichen Herbergen ca. 5-10 € kosten. Die Möglichkeit, den Camino mit dem Partner laufen zu können und dafür als Kompromiss in Hotels und Pensionen abzusteigen bzw. nur hin und wieder in Herbergen zu gehen, ist aber für mich eine schöne Lösung. Das Wetter ist am Camino Norte übrigens immer etwas durchwachsen. Es regnet hier, insbesondere im Baskenland und in Galicien doppelt bis dreimal mehr als in im regenarmen Erfurt. Dafür sind die Temperaturen für Pilger auch angehmer als auf dem Camino Frances. Meine Empfehlung nach vielen Jahren Pilgern – der Camino Portuguese ist für Anfänger erste Wahl. Für Wiederholungstäter und trainierte Wanderer, die die Ruhe und Einsamkeit suchen, empfehle ich den Camino Norte. Den Camino Frances sollte man nur laufen, wenn man sich auf ganz viel Pilger mit entsprechenden Trubel und landschaftlich eintönigeren Etappen einstellen mag.

Der Pilgerausweis füllt sich

Wir danken Euch, dass Ihr uns ein Stück des Weges begleitet habt, für das Interesse, die Fragen und guten Wünsche und freuen uns auf die Fortsetzung unseres Camino Norte in 2018 oder spätestens 2019.

Bon Camino!

 

Ganz persönliche Tipps für die, die Lust aufs Pilgern bekommen haben

Dies soll natürlich keine Werbeveranstaltung werden 😏. Aber die Erfahrung lehrt… Einiges haben wir schon nach dem Camino Portuguese festgehalten, Wiederholungen sind daher nicht ganz ausgeschlossen.

  • Pilgerausweise: am besten vorher besorgen, z. B. über die Fränkische Jakobusgesellschaft
  • Pilgerführer: Es gibt zwei in Deutschland. Wir hatten wieder beide mit. Der gelbe von Joos ist sicher der bekanntere und bessere in Sachen Wegbeschreibung und Unterkünfte, der rote von Rother der informativere. Wobei wir und andere Pilger die vielen Varianten bei Joos auf diesem Wegstück nicht gut fanden. Die meisten Pilger werfen- wie wir auch – abends einen Blick auf die nächste Etappe und wollen dann einfach nur laufen. Die Infos zu Unterkunft und Versorgung auf der Etappe sind sehr nützlich.
  • Rucksack: Nachdem wir beim Camino Portuguese noch mit Leihgaben (Dank an Jens!) unterwegs waren, hatten wir uns letztes Jahr nach reichlich Recherche beide für Deuter entschieden: ACT-lite 40+10  (Zahl steht für Liter) für Mann und Futura pro40 SL  für Frau. Beide haben sich klasse bewährt – sowohl bei der Größe, den breiten Hüftgurts und verschiedener Taschen und Fächer.
  • Schlafsack: jedes Gramm zählt. In den meisten Herbergen gibt es Laken auf den Matratzen. Es kommt natürlich auf die Reisezeit an, aber uns reichte bisher immer ein dünner Schlafsack. Martinas aufblasbares Kissen kam gar nicht zum Einsatz, da in allen Herbergen Kopfkissen waren.
  • Wandersachen: atmungsaktiv und schnell trocknend ist meist auch gleichzeitig leicht und braucht wenig Platz. Zippbare Hosen sind sehr praktisch. Martina würde ungern auf ihre Fliesjacke verzichten. Die kam auch hier häufiger zum Einsatz.
  • Stöcke: Auch wenn ich noch vor ein paar Jahren dachte, Stöcke sind nur was für Alte… ohne unsere Stöcke hätten wir bei den ersten Etappen bis Bilbao sehr viel mehr Probleme gehabt. Sie geben zusätzlich Halt, funktionieren beim Anstieg wie ein Allradantrieb, entlasten Schultern und Rücken beim Laufen und helfen natürlich auch bergab. Leichte Teleskopstöcke sind hier die erste Wahl. Leki ist ein führender Anbieter. Auf jeden Fall aufs Gewicht achten!
  • Trinksysteme: Carsten schwört auf einen Trinkschlauch, der mit verschiedenen Adaptern auf jede Flasche aufgedreht werden kann. Die Flasche steckt in der Seitentasche des Rucksacks. So kann jederzeit getrunken werden. Martina hat eine Camelbak Chute
  • Handtücher: Beim 1. Camino haben uns noch die Schokoladenhandtücher aus der Schweiz (Dank an Christina und Thomas), aus normalem, wenn auch leichtem Frottee,  getrocknet. Erstmals waren wir dieses Mal mit Microfaser-Handtüchern unterwegs. Vom Gewicht und Packmaß unschlagbar, vom Abtrocknen her zu Beginn recht gewöhnungsbedürftig. Aber es funktioniert. Ein kleines, welches morgens manchmal noch an Martinas Rucksack zum Trocknen hing, ergänzte das Badetuch für Frau. Marken: Cocoon und Nabaiji von Decathlon sind beide gut und sehr ähnlich.
  • Regencape: wie im Blog schon erwähnt, ist der Poncho Regencape Forclaz 75l von Quechua der praktischste; geht nach Körper- und Rucksackgröße.
  • Wanderschuhe: wir kommen beide mit Lowa Renegade sehr gut klar. Wir waren auf den ersten Etappen sehr froh, keinen leichten Wanderschuh oder Turnschuhe, wie einige Pilger tragen, anzuhaben.
  • Wandersocken: Falke sind nach unserer Erfahrung die 1. Wahl.
  • Apotheke: Blasenpflaster von Compeed, Leukotape aus der Apotheke (gleich beim 1. Verdacht auf den betroffenen Bereich kleben), Voltaren, Iboprofen für jegliche Schmerzen – im Notfall gibt es in jedem Ort Apotheken
  • Packliste: die ergänzen wir hier, wenn wir wieder zu Hause sind
  • Openmaps: Eigentlich sind alle Wege vorbildlich ausgeschildert und man braucht keinen digitalen Helfer. Manchmal steht man aber an einer Kreuzung o. ä. und ist sich nicht sicher. Natürlich kommt man mit einem Navi wie Maps gut zurecht. Wir haben uns aber bewusst für die kostenlosen Karten von Openstreetmap entschieden. Die Vorteile gegenüber Maps sind: die Karten arbeiten auch offline und verbrauchen kein Datenvolumen und die Karten sind wesentlich genauer, da z. B. Hochspannungsmasten, Brunnen, Postkästen, Bushaltestellen usw. eingetragen sind.
  • Jakobswege: Man muss natürlich keinen Jakobsweg laufen, wenn man wandern, runterkommen oder sich eine Auszeit nehmen will, aber man kann natürlich die Infrastruktur, die dieses Wegenetz bietet, phantastisch nutzen. Es gibt eine Unmenge von Wegen in fast allen Ländern Europas, die allesamt irgendwann nach Santiago de Compostella führen. Wenn Ihr in Deutschland mal pilgern wollt, besucht einfach mal unsere Seite Ökumenischer Pilgerweg
  • Wäsche waschen: In den meisten Herbergen gibt es Waschmaschinen und Trockner, so dass man seine Sachen waschen kann. Das ist auch immer eine nette Gelegenheit, die anderen Pilger kennenzulernen. Ein paar Waschmitteltaps sollten mitgenommen werden für den Fall, dass kein Waschmittel bereitgestellt wird.
  • Versorgung unterwegs: Frühstück in Spanien heißt meist Kaffee und Croissant. Das gibts in jeder kleinen Bar, seltener gibt es dort auch belegte Baguettes.  Auch in den Herbergen wird hin und wieder einfaches Frühstück angeboten. Wir hatten für zwischendurch, wenn mal keine Bar auf dem Weg lag, Obst-Energie-Riegel dabei. Sehr lecker sind die von Alnatura. Obst gibt es fast überall frisch zu kaufen, aber zwei Äpfel hatten wir immer dabei. Trinkwasser in sehr guter Qualität gibt es – wie schon beschrieben – an vielen Stellen entlang des Weges zu zapfen. Und wenn nicht, steht dies vorsorglich im Pilgerführer drin. Auf den ersten Etappen des Norte gab es viele Landstriche ohne eine Bar oder Einkaufsmöglichkeit; dies wurde zum Ende hin etwas besser. In jedem Fall sollten die Infos dazu im Pilgerführer beachtet werden.
  • Verständigung: Es gibt Pilger, die keinerlei Fremdsprachenkenntnisse haben – die kommen sicher auch an ihr Ziel. Einfacher ist es aber natürlich mit mindestens Grundkenntnissen in Englisch; auf dem Norte macht es sich allerdings sehr gut, zumindest ein paar Brocken Spanisch zu können bzw. den Google-Übersetzer, der offline genutzt werden kann, hin und wieder zu fragen. Zum Beispiel im Baskenland war alles zweisprachig ausgeschildert: baskisch und spanisch. Englisch sprachen nicht viele. Die Menükarten in Restaurants sind ohne Grundkenntnisse in diesen Sprachen kaum zu verstehen. Hier hat die App gute Dienste geleistet.