Tag 2 – von Schaprode nach Breege

Nachdem es in der Nacht etwas geregnet hat, war es am Vormittag bewölkt und vor allem windig – für Thüringer schon fast stürmisch. Aus West mit ca. 30 km/h blies er ganz ordentlich. Aber – dafür hielten sich die Regenschauer nie sehr lange auf. Zum Glück waren es wirklich nur ein paar Tropfen, die uns nicht mal anfeuchten konnten.  Mit 21 Grad war es sehr angenehm.

Rast auf dieser interessanten Bank vor Wieck

Mit der Wittower Fähre arbeiteten wir uns langsam nordwärts. Über einen Abstecher nach Dranske ging es zum Kap Arkona, wo dann endlich die Sonne rauskam.

Leuchttürme am Kap Arkona

Mit einem kurzen Stopp im süßen Fischerdörfchen Vitte waren wir dann auch schon nach 56 km in Breege angekommen.

Eingang nach Vitte

Die Radwege heute hatten alles zu bieten, was man sich denken kann: von schnellem Asphalt, über Steine und Schotter, gute Waldwege, gehäckselte Äste und Sträucher bis hin zu gefährlichen Gehwegplatten in Juliusruh.

Radweg kurz vor der Fähre

Abendessen waren wir in Breege. In einem unscheinbaren Hinterhof lag dieses Selbstbedienungslokal. Die herzliche Art vom gesamten Team war gratis. Das gute Essen die Zugabe!

 

Tag 3 – von Breege nach Lobbe

Blauer Himmel, Sonnenschein und kein (Gegen-)Wind! Was für ein Start in einen schönen Radeltag.

Nach dem Frühstück in Juliusruh gab es zumindest für Martina ein Morgenbad.

Strand vor Glowe

Unser Weg führte uns heute auf zum Großteil schlechten und teilweise gefährlichen Wegen durch eine alles entschädigende Landschaft.

Aber es gab auch schöne Radwege

Für Martina war der schönste Weg einer, den wir nicht gefahren sind. Da der Radführer vor den viel befahrenen und sehr holprigen Wegen von und zur Stubbenkammer warnt, haben wir uns die hügelige Passage zum Königstuhl geschenkt. Neben den Höhenmetern haben wir dadurch die Tagesetappe auch um ca. 20 km abgekürzt. Weil wir beide schon am Königstuhl waren, tat uns das nicht weh. Somit sollten es heute 65 km weiter.

Vor Schloss Spyker

Vor Schloss Spyker geht der Radweg durch eine schöne Sumpf- und Boddenlandschaft.

Schloss Spyker

Schloss Spyker ist inzwischen ein schönes gehobenes Hotel geworden, das gar nicht mehr vergleichbar ist mit der HO-Gaststätte aus DDR-Zeiten.

Der rasende Roland wollte uns glatt überholen…

Kurz hinter Binz, das wir wegen der vielen Touristen umfahren haben, hat der Rasende Roland versucht, uns zu überholen. Wir waren aber vor dem Roland am Jagdschloss Granitz.

Jagdschloss Granitz

Der Aufstieg zum 38 m hohen Turm über 154 Stufen war die steile Anfahrt von Binz wert. Von oben gab es eine tolle Aussicht über die Küste, die Wälder und den Bodden.

154 Stufen nach oben…

Da Carsten nicht schwindelfrei ist und er 1991 unzählige Male mit Freunden den Turm bestiegen hat, musste ich heute allein ins Schloss. Der schöne Turm mit seiner einzigartigen Treppe ist wirklich nur etwas für die Harten!

Weitblicke vom Turm

Seebrücke Sellin

Da wir Binz schon nicht besucht hatten, konnten wir an Sellin und seiner tollen Seebrücke nicht vorbei fahren.

Unser heutiges Ziel in Lobbe hatten wir vor fast einem Jahr gebucht. Damals wussten wir noch nicht, dass wir diesen Abend nicht allein verbringen werden.

Am Abend haben wir uns mit Martinas Schwester Christine und ihrem Mann Wolfgang in Lobbe getroffen. Die beiden machen gerade ein paar Tage Urlaub in Middelhagen. Das ist 2,2 km mit dem Fahrrad in 10 min. entfernt.

Es war ein sehr schöner Abend. Danke Ihr beiden!

Tag 4 – von Lobbe nach Stralsund

Eigentlich wäre ein Morgenbad in Lobbe so einfach gewesen. Nur 80 m trennten das Hotel vom  Strand. Leider gibt es aber aufgrund der Wärme Unmengen von Quallen. Die Wassertemperaturen liegen bei 23 Grad.

So starteten wir nach einem tollen Frühstück direkt in einen wolkenlosen Tag mit 27 Grad.

Der Ostseeradweg ist leider nicht durchgängig gut ausgeschildert. Heute morgen hat es uns erwischt. Nach wenigen Kilometern haben wir den Weg verfehlt und sind eine wunderschöne Landzunge fast 5 km entlang gefahren. Eine Sackgasse, aber eine schöne… hin und zurück war der schöne Weg 10 km lang schön!

Ein Irrweg mit schönem Ende

Ein paar Kilometer weiter sind wir mit einer Ruderfähre übergesetzt. Die Landschaft ist wunderschön, leider stirbt der Tourismus über kurz oder lang dort aus. Der alte Fährmann hat keinen Nachfolger und die 3 Lokale in der Gegend mussten kürzlich schließen, weil es keinen Koch mehr gibt.

Ruderfähre in Moritzdorf
Fährmann hol über
Fußgängerbrücke in Seedorf

Nach einem obligatorischen Fischbrötchenstopp im Lauterbacher Hafen fuhren wir nach Putbus, die weißen Stadt – aufgrund der weißen klassizistischen Gebäude.

Circus in Putbus

Der Circus, ein riesiger runder Platz, inmitten der Obelisk und rundherum wunderschön sanierte weiße Gebäude, entstand 1845 und gilt als letzter einheitlich ausgeführter Rondellplatz Deutschlands. Als wir weiter fuhren, erklang ein unschönes Pfeifen aus Carstens Vorderrad. Aber schnell war der Schlauch gewechselt und weiter ging es. Ein Platten in den Schwalbe Marathon-Reifen, von denen Carsten immer sagte, dass er seit 10 Jahren keinen Platten hatte…

Reparaturpause

Danach haben wir vorgezogen, die Straße anstelle der unbefestigten Wege zu nehmen – falls das Vorderrad doch noch Probleme macht.

Nach knapp 70 km empfing uns die neue Rügenbrücke mit blauem Hintergrund.

Zurück in Stralsund

In Stralsund beehrten wir am Abend unseren Lieblingsfischkutter, der die besten Fischbrötchen überhaupt macht.

Ein Gruß erreichte uns heute von Carstens Bruder. Er flog heute mit seinem Flieger über Rügen nach Göteborg und machte ein Foto von der Region (Norden ist am unteren Bildrand), wo wir gestern bzw. heute waren. Gut zu erkennen ist die Schaabe, wo wir Breege gestern früh Richtung Süden verlassen haben. Die erste Bucht ist von Kap Arkona bis zur Stubbenkammer. Die zweite Bucht ist die Bucht von Sassnitz bis Binz.

 

Tag 5 – von Stralsund nach Groß Ernsthof

Nach einem wieder sehr schönen Abend in Stralsund verließen wir die Stadt heute morgen anders als gedacht. Der Radwanderführer warnte vor sehr holprigen 25 km Original-DDR-Pflaster bis kurz vor Greifswald. Da dies die nette Dame in der Touristinfo nicht nur bestätigte, sondern regelrecht  davon abriet, nahmen wir den Zug. Zumal die Etappe die längste auf unserer Reise geworden wäre.

Dafür nahmen wir uns für Greifswald etwas mehr Zeit und bummelten durch die sehenswerte Altstadt.

Als wir aus dem Dom kamen, erhielten wir sogar einen Reisesegen für Radfahrer.

Greifswalder Hafen

Dann ging es sehr nett knapp 5 km entlang der Ryck, die dann in den Greifswalder Bodden mündet.

Kurz hinter Greifswald

Fast immer in Wassernähe schlängelte sich der heute meist gute Weg bis zum Seebad Lubmin.

Nach dem mittäglichen Fischimbiss am Strand versuchte sich Martina von der 29 Grad warmen Luft im 23 Grad warmen Wasser abzukühlen.

Dann kamen wir direkt am ehemaligen AKW Lubmin vorbei. Leider war im Informationszentrum nur noch die Wache da und keiner, der uns die sicher sehr interessante Ausstellung mit vielen kleinen und großen Modellen von den Anfängen bis zum heutigen Rückbau erläutern konnte. Wir konnten dadurch auch leider nicht die Besichtigung des alten AKW mitmachen.

Gegen 4 kamen wir nach ca. 55 km im „Himmel“ an. So heißt unsere sehr schöne Bleibe mit nettem Lokal in Groß Ernsthof. Der Himmel hat sehr schöne Zimmer und eine gute Küche. Daher ist der Himmel, auch wenn er 5 km von Wolgast auf dem platten Land liegt, sehr gut besucht.

Zum Abschluss des Tages gab es für Martina einen typischen DDR-Schwedenbecher zum Nachtisch. Aufgrund dieser geschmacklichen Verwirrung wird auf die weitere Beschreibung verzichtet… (meint der Wessi :-))

Tag 6 – von Groß Ernsthof zur polnischen Grenze

Gegen 5 Uhr wurden wir wach – starker Regen trommelte an die Fenster.  Also erstmal abwarten und frühstücken. Und tatsächlich kurz nach 9 verzogen sich die Regenwolken und wir starteten mit nur wenig Verspätung auf unsere leider schon letzte Tagestour.

Peene-Brücke in Wolgast

Über die interessante Brücke in Wolgast ging es auf die Insel Usedom. Eine der schönsten Etappen führte fast immer am Ufer entlang und mit 500 Höhenmetern ordentlich hügelig durch die Küstenwälder.

In Trassenheide gab es Martinas Morgenbad.

Strand in Trassenheide

Auf das letzte Mittagsfischbrötchen freuten wir uns schon sehr: Der Fischer oberhalb des blauen Bootes kurz vor der Heringsdorfer Seebrücke war uns von letzten Urlauben auf Usedom noch in bester Erinnerung.

Der beste Fischstand von Usedom – gleich an der Promenade oberhalb des blauen Fischerboots

Weiter ging es nach Ahlbeck mit seiner wunderschönen Seebrücke.

Seebrücke in Ahlbeck

Und die Häuser entlang der Promenade aller drei Kaiserbäder sind einfach phantastisch.

Die Promenade mit Rad-/Fußweg führt mittlerweile bis nach Swinemünde auf polnischer Seite.

Ende des Ostseeküstenradweges hinter Ahlbeck

Unsere Bleibe für die letzte Nacht war direkt in 1. Reihe der Promenade. Ganz schön nobel. Man glaubt kaum, dass es sich um eine Jugendherberge handelt. Drei tolle Villen stehen auf einem parkähnlichen Gelände. Und unser Zweibettzimmer hat sogar Meerblick.

Jugendherberge Heringsdorf

Sonnenuntergang auf der Seebrücke in Ahlbeck und ein letzter Absacker in der Bar des Hotels St. Aurelia nebenan waren ein wunderbarer Abschluss unserer Tour.

Blick von der Seebrücke Ahlbeck nach Heringsdorf

Tag 7 – Heimreise

Die Usedomer Bäderbahn brachte uns am Morgen nach Stralsund. Auf dem Weg zum Auto mussten wir unsere Regencapes dann doch noch auspacken. Aber so fiel der Abschied nicht ganz so schwer.

 

Fazit

Weg: 366 km lang war der 2. Teil unseres Ostseeradweges. Die Wege sind leider nicht durchweg gut, zum Teil schlecht und auch gefährlich.

Wetter: 6 Tage Sonnenschein, bis auf wenige Regentropfen trocken und zwischen 21 und 29 Grad. Der Wind kam mal aus West, mal aus Südost, aber meist von hinten.

Landschaft: grandios

Beste Herberge: Gasthof „Zum Himmel“ in Groß Ernsthof

Beste Fischbrötchen: vom Fischerboot im Stralsunder Hafen in der Nähe der Marina

Zweitbeste: beim Fischer in Heringsdorf

Wasser: Die Ostsee hat aufgrund des heißen Sommers mächtig gelitten. Das Wasser musste man sich mit kleinen und größeren Quallen sowie vielen Algen und Tang teilen.

Schönster Abend: Treffen mit Christine und Wolfgang in Lobbe

Die Landschaft entschädigt für vieles. Der Weg lohnt sich. Unser Tipp: man sollte sich die Wegbeschreibung gut durchlesen und auch ernst nehmen. Lieber ein paar Kilometer mit dem Zug, als kaputte Reifen und ein Schleudertrauma.

Wir danken wieder allen, die mit uns unterwegs waren.

Eine schöne Zeit wünschen Euch bis zum nächsten Mal